Luxus?! Was Luxus für mich bedeutet!

Veröffentlicht in: Dies und Das!, Gesundheit, Körpergefühl | 0

Luxus bedeutet in unserer Gesellschaft möglichst viele Statussymbole zu besitzen. Dafür rennen viele oft 50-60 Stunden in der Woche zur Arbeit. Die Begründung ist oft : Alle die Karriere machen wollen, machen das so! Der Lohn dafür ist eine Positionstitel in der Firma und viele Staatusymbole für zu Hause. In den drei Wochen Urlaub im Jahr wird dann alles nachgeholt. Aber was ist der wirkliche Preis für den Titel und die Staatussymbole? Die meisten, die dauerhaft so arbeiten machen sich physisch und psychisch kaputt. Sie verlieren ihr Körpergefühl und somit ihre Mitte.
Um eins klarzustellen: Ich habe nichts gegen Karriere und viel Geld! Die Frage ist immer nur welchen Preis bin ICH dafür bereit zu zahlen. Einige Menschen gehen in ihrem Beruf auf. Sie machen ihn, weil er Spaß macht und für sie selber eine tiefere Bedeutung hat. Wenn man dann zufälligerweise in einer Branche arbeitet, in der sich viel Geld verdienen lässt, ist das doch super. Arbeitet man in einer Branche, wo man nicht so viel Geld verdient, ist es aber auch super. Denn machen wir uns nichts vor: Die Arbeit bestimmt einen Großteil unseres Lebens und zwar nicht nur zeitlich. Erfüllt mich meine Arbeit und macht sie mir Spaß, so fühle ich mich gut. Dann ist der Montag nicht immer eine Qual! Das ist für mich ein sehr großer Luxus.

In unsere Gesellschaft zählen nur die Wachstumszahlen und der materielle Luxus den wir uns leisten können. Ich hatte schon früher einmal eine andere Kennzahl für das gesellschaftliche Wachstum genannt, dass Bruttonationalglück! Die Zufreidenheit der Menschen spielt bei unseren Wachstumskennzahlen keine Rolle, denn dafür gibt es ja Medikamente. Der Verbrauch von Antidepressiva steigt rasant. In den letzten11 Jahren hat sich der Verbrauch der Antidepressiva verdoppelt! Kinder, die es nicht schaffen 8-9 Stunden in der Schule ruhig zu sitzen werden mit Retalin sediert! Wie sollen solche Kinder, die so durch unsere Gesellschaft erzogen werden es schaffen zu sich selbst zu finden? Denn nur dann können sie ihre Zukunft frei und selbständig gestalten und dem permanenten gesellschaftlichen Stress entkommen.

Aber Jammern hilft nicht! Deswegen muss das jeder für sich selbst angehen. Ich plädiere für eine tägliche Körperzeit! 30-60 Minuten Zeit sich bewusst mit dem Körper zu befassen. In der Körperzeit geht es nicht darum den Körper zu trainieren, sondern es geht um Körpergefühl. Das schließt sich natürlich nicht gegenseitig aus, aber die Zielsetzung ist eine andere. Durch z.B. Qi Gong Übungen können wir unseren Körper stärken und nach und nach unser Körpergefühl verfeinern. Haben wir es geschafft unseren Körper wieder wirklich zu fühlen, bemerken wir automatisch, was Stress mit unserem Körper macht. Mentaler Stress drückt sich in unserer Körperspannung aus, der Körper wird hart. Diese körperliche Härte hat gesundheitliche Folgen und lässt uns auch weiter „mental verhärten“. Eine Endlosschleife, aus der wir aber ausbrechen können. Dies gelingt uns aber nur, wenn wir das Zusammenspiel zwischen Körper und unseren mentalen „Programmen“ verstehen. Da gibt es natürlich sehr viele Programme, die wir verstehen müssen, um eine „innere Hygiene“ betreiben zu können.

Im Grunde geht es um zwei Prinzipien:

Der buddhistische Ansatz: Leid entsteht durch Anhaftung
Das daoistische Prinzip von Wu Wei, also Handeln durch Nichthandeln.

In der täglichen Körperzeit können wir körperlich erfahren, was es heißt loszulassen! Durch diese körperliche Wahrnehmung können wir dann in unseren Alltag viel besser lernen loszulassen. Denn dann verbinden wir mit dem Loslassen ein echtes körperliches Gefühl und nicht nur ein intellektuelles Prinzip.
In allen Kampfkünsten gibt es Übungen, die körperlich anstrengend sind. Fangen wir an eine Kampfkunst zu lernen, so müssen wir zuerst die Muskulatur stärken. Das geht z.B. durch das Stehen der Grundstellungen. Nehmen wir eine tiefe Stellung ein, also z.B. den Reiterstand, so merken wir sehr schnell, wie anstregend das Stehen für die Oberschenkelmuskulatur ist. Aber, wir halten das aus! Wir haben ja gelernt, dass Training hart uns anstrengend ist. Es geht ja auch um Krafttraining und wir kennen ja die Bilder aus Fitnesstudios, wo sich knallharte Typen mit Gewichten quälen, oder die Kung Fu Filme, in denen immer eine harte Trainingszeit gezeigt wird. Wir sollen an unsere Grenzen gehen und sie verschieben. Daran messen wir unseren Erfolg. Die Qual müssen wir also ertragen, um Eroflg zu haben. Dieses „Programm“ nehmen wir mit in unser Leben. Im Training ist es eroflgreich und im Berufsleben auch. Also alles eine Frage der Leidensfähigkeit? Tut mir leid, aber so will ich nicht leben!
Ja, ohne Muskeltraining geht es nicht. Aber: Haben wir eine gewisse körperliche Fitness erreicht, so können wir aufhören uns zu quälen! Wir müssen das Programm wechseln, wir müssen loslassen.
Stehen wir Grundstellungen, so merken wir schnell die Anstrengung in den Muskeln. Wir „haften“ gedanklich an und halten die Anstrengung so lange aus, bis wir unsere Zeitvorgabe erreicht haben. Dann erst lassen wir los und genießen unseren „Erfolg“.
Wir müssen aber lernen nicht anzuhaften. Denn dann nehmen wir die Anstrengung gar nicht war, bzw. wir lösen sie auf. Wir lassen uns nicht durch Anstrengung aus unseren Etspannungszustand reißen. Gelingt uns das, so ist keine Anstregung vorhanden und wir können das Stehen genießen. Nicht nur genießen, sondern ich werde schlagartig meine Grenzen sprengen. Hab ich vorher 4-5 Minuten gestanden, schaffe ich dann 20-30 Minuten. Im Prinzip so lange, wie ich es schaffe den Entspannungszustand zu halten. Will ich dann aber am nächsten Tag diesen Erfolg wiederholen, so wird das in der Regel nicht gelingen. Das liegt dann nicht daran, dass meine Muskulatur zu erschöpft ist, sondern daran, dass ich mir ein Ziel gesetzt habe. Möchte ich meinen „Erfolg“ vom Vortag wiederholen, so bin ich wieder in meinem „alten Programm“. Das klingt vielleicht paradox, aber erst wenn ich es schaffe den „Erfolg“ wieder loszulassen, kann ich absichtslos stehen und es schaffen in meiner Mitte zu bleiben. Ich stehe also ohne ein Ziel zu verfolgen oder eine Absicht zu haben. Das entspricht dem daoistischen Prinzip von Wu Wei.
Wie kommen wir aber zu dieser Absichtlosigkeit?
Indem wir ehrlich zu uns sind. Was sind unsere Ziele? Warum mache ich Qi Gong oder lerne Kampfkunst? Diese Antworten sind sehr wichtig, denn oft verschiebt sich unser Motivation. Wir fangen an zu trainieren, weil wir etwas für uns machen wollen, weil uns etwas interessiert und faszieniert. Wir trainieren, lernen neuen Menschen kennen, lesen Bücher, … Mit der Zeit schleichen sich dann Ziele ein, z.T. ohne das wir es bewusst wahrnehmen. Wir wollen eine bestimmte Form lernen, Prüfungen machen, Fähigkeiten ausbauen, usw. Ohne das wir es wollen, haften wir an! Machen Trainingspläne, vergleichen uns mit anderen und wollen unseren Fortschritt kontrollieren. Wir verlassen unseren Anfängergeist, unsere unbestimmte Neugierde und ersetzen das durch Ziele und Pläne. Das hat dann nichts mehr mit Wu Wei zu tun. Das Problem daran ist, dass wir dadurch eine wichtige innere Auseinandersetzung umgehen, nämlich die Frage „Warum trainiere ich?“ Antworten wie „Um Kung Fu Lehrer zu werden“ oder „Weil ich Schwert lernen will“, helfen uns nicht. Dadurch werden nur unsere „inneren Programme“ auf das Training übertragen. Natürlich werden wir dadurch gewisse Fähigkeiten erlangen, aber wir werden definitiv an Grenzen stoßen. Diese Grenzen lassen sich nicht durch mehr oder härteres Training durchbrechen. Auch wenn wir das Trainingspensum nicht als Stress empfinden, stresst es aber unseren Körper und Geist. Wir trainieren ja um etwas zu erreichen, nicht weil es uns gut tut, weil es gerade in den Alltag passt,… Natürlich haben wir feste Trainingszeiten und uns an einen gewissen Rythmus gewöhnt. Aber ist der Rythmus wirklich natürlich oder habe ich mich nur daran gewöhnt? Haben sie ein schlechtes Gewissen, wenn sie nicht trainiert haben? Verspüren sie einen gewissen Trainingsdruck? Das ist der Stress, der verhindert, dass wir tiefere Entspannungszustände erreichen können. Dieses „Leid“ entsteht durch Anhaftung an Zielen, die wir uns selbst gesetzt haben. Wir trainieren also mit einer gewissen Absicht! Und wer sagt uns, dass die Ziele, die wir uns gesetzt haben, auch wirklich die Meilensteine auf unserem Weg sind? Vielleicht erkennen wir irgendwann, dass wir diese Ziele eigentlich gar nicht erreichen wollten. Das wäre dann ein Böses Erwachen!
Deshalb müssen wir uns die Frage, warum wir trainieren regelmäßig stellen! Denn es schleichen sich immer wieder Ziele ein. Diese Frage bzw. die Selbstreflexion über diese Frage führt uns aber zu uns! Zu dem was wir wirklich wollen und nicht zu dem, was wir glauben zu wollen, oder was andere von uns wollen. In dem Artikel „Was ist die Kunst der Kampfkunst“ habe ich diesen Prozess mit den Worten von Großmeister Sun Shi Gang beschreiben:
Kläre dich selbst und kläre deine Beziehungen.

Klären wir uns so nach und nach immer weiter, so finden wir uns! Nicht nur in der Trainingswelt, sondern auch in der „realen“ Welt.
Damit die Körperzeit aber nicht zum Stress wird, sollte unser Ziel einfach nur unser Körpergefühl sein! Wir sollten nicht groß darüber reden. Immer wenn wir uns mit anderen Trainierenden austauschen, „ich spüre die Energie im Körper“, „ich spüre dies und ich spüre das“, wecken wir Bedürfnisse, an denen andere anhaften können. Zum Dank schicken sie uns auch Bedürfnisse, an denen wir dann anhaften. Solche Aspekte sollten nur in Einzelgesprächen mit dem Lehrer geklärt werden, vor allem, da es sich auch um sehr persönliche Belange handelt.
Wir sollten nur trainieren, wenn wir es wollen und wir die Ruhe und Zeit dazu haben. D.h., dass wir z.B. nach der Arbeit erst mal eine Pause machen, zur Ruhe kommen mit unseren Lieben Zeit verbringen. Wir merken dann automatisch, wenn der richtige Zeitpunkt für das Training ist. Manchmal kommt er zwar nicht, dann können wir aber auch eine Pause machen. In dieser Ruhe kann sich die Wirkung der verschiedenen Übungen richtig entfalten, so dass wir immer mehr das Bedürfnis für die Körperzeit entwickeln. Dann üben wir nicht, um ein Ziel zu erreichen, sondern weil es uns gut tut! Alles andere ist dann Nebensache.
Dieses absichtslose „(Trainings-)Programm“ überträgt sich nach und nach in unseren Alltag, da wir über unser Körpergefühl die Stressoren des Alltags erkennen und sie auflösen können. Dann können wir unseren Alltag genießen. Immerhin macht der den Großteil unseres Lebens aus.
Das ist für mich der wahrer Luxus!

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