Klassisches Mei Hua Tang Lang Quan, Kampfkunst im Stil der Gottesanbeterin ist ein Kampfsystem, welches auf allen Kontinenten vertreten ist. Berühmt geworden ist es wegen seiner Anwendbarkeit. Es zeichnet sich durch blitzschnelle und kompromisslose Aktionen aus. Aber es ist ein System mit vielen Unklarheiten. Zum einen liegt dies sicherlich an der unglaublichen Vielfalt der aus den drei Hauptstilen erwachsenen Stile und den bis zu 100 Formen angewachsenem Übungsgut. Zum anderen gibt es kaum noch Lehrer und Schüler, welche mit authentischen Lehr- und Lernmethoden arbeiten.

Ursprung und Geschichte des Tang Lang

Die Legende sagt, dass eines Tages Zhang Gong (König des Qi Staates, 770-476 vor Chr.) auf einer Reise in die Provinz auf eine ungewöhnlich große Gottesanbeterin (Mantis religiosa, Praying Mantis, Tang Lang) aufmerksam gemacht wurde, Zhang Gong studierte das Insekt und war von der kämpferischen Wirksamkeit der Fangarme der Mantis beeindruckt. Später veranlasste er, Waffen zu schmieden, welche den Fangarmen des Insekts ähnelten. Seine so ausgerüsteten Soldaten wurden als Mantis Soldaten berühmt.

 Inspiration Durch Eine Gottesanbeterin

Diese Legende ist nur eine der Geschichten, welche in China publiziert werden. In einer anderen Geschichte freundete sich der Systembegründer Wang Lang nach einem Kampf mit dem Abt eines taoistischen Tempels in Shandong an und beide zusammen kreierten das Tang Lang System. Fünf weitere Legenden dazu sind mir bei meinen 20 jährigen Recherchen zum Mantis Boxen bekannt geworden. Allen Entstehungsgeschichten gemein ist, dass der Systembegründer durch die Beobachtung einer Gottesanbeterin inspiriert wurde. Kämpft diese in der einen Version gegen eine Zikade, so schlägt sie in einer anderen Version eine Schlange in die Flucht. Historisch liegt der Ursprung des Tang Lang Quan noch recht im Dunkeln. Je nach Region und Stilart werden entsprechend Geschichten und Legenden favorisiert.

  Selbst um die Person Wang Lang ranken die unterschiedlichsten Stories. So heißt es, der Name Wang Lang sei kein Name, sondern ein Titel „junger Herr“. Auch hört man, er habe bewusst Verwirrung stiften wollen. Aus Handschriften von Tzue, Xue-Shan (ca. 1900) und Lian, Xue-Xiang (ca. 1830) und aus Literatur des Meisters Chan Pui aus Amerika geht hervor, dass es trotz der gleichen Aussprache zu einer Verwechslung des betreffenden Schriftzeichens gekommen ist und so aus dem Namen Wang Lang „fröhlicher Mann“  der Titel Wang Lang „junger Herr“ wurde.

 Wann Wang Lang lebte, ist auch nicht historisch abgesichert. Zum einen heißt es, er lebte um 1650 n.Chr., zum anderen wird sein Leben um 2.000 Jahre in die Han Dynastie zurückdatiert. Das Dalian Forschungs- Center für Tang Lang Studien/China datiert Wang Lang in das säte 10. Jahrhundert (nördliche Song Dynastie 969-1126). In der Region des Laoshan Gebirges (Shandong Provinz) wird Wang Lang mit der Person Yu-Chi (ca. 1750) gleichgesetzt. Yu-Chi galt als Robin Hood Shandongs, der sich gegen die Regierung stellte. Grund dafür war die Gängelung der ohnehin sehr armen Bevölkerung um das Laoshan Gebirge durch Regierungstruppen.

 Yu-Chi organisierte eine Widerstandsgruppe und ließ erbeutete Güter der armen Bevölkerung zukommen. So genoss er eine sehr große Popularität, musste aber in die Berge flüchten und suchte Hilfe bei einem Mönch im Laoshan. Um seinen Henkern zu entkommen, willigte er ein, sein Gesicht zu entstellen. Tatsächlich wurde er nicht erkannt und konnte so überleben. Trotz des edlen Rufes des Yu-Chi bezweifeln etablierte Tang Lang Forschungsgesellschaften in China, dass Yu-Chi Wang Lang war. Wer also war Wang Lang wirklich?

Als sicher gilt, dass Wang Lang selbst keine Formen entwickelte, sondern einzelne Arm- und Schrittmethoden, die alle Prinzipien des Tang Lang Quan enthielten. Zudem entnahm er aus 17 verschiedenen Shaolin Stilen die effektivsten Techniken, passte sie den Armbewegungen der Gottesanbeterin und der Schrittarbeit des Affen an. Manche Altmeister vertreten die Meinung, das Tang Lang Quan eine Reform des Shaolin Gong Fu sei. Nachfolgende Generationen verknüpften dann diese „Ur-Techniken“ zu Formen, nahmen Waffenformen aus anderen Systemen hinzu und im Laufe der Zeit entstanden so je nach Stil bis zu 100!!! Formen. „Pure Tang Lang Techniken“ sollten in den 6 als Hauptformen geltenden Bewegungsfolgen, welche in fast allen Stilen vermittelt werden, sichtbar enthalten sein.

Anerkannte Hauptstile des Stammbaumes des Mantis Boxen sind: Qi Xing Tang Lang (sieben Sterne Gottesanbeterin), Mei Hua Tang Lang (Pflaumenblüten Tang Lang) und Liu He Tang Lang (sechs Harmonie Tang Lang). Bis zu 40 Stile sind im Laufe der Zeit entstanden.