Die Übungen des Luo Han Gong sind zuerst gymnastische Übungen, welche die Muskel- Sehnenstruktur des Körpers stärken. Es werden Bewegungsketten ausgearbeitet, so dass die Muskulatur gezielt angesprochen und trainiert werden kann. Das Zentrum der Bewegung ist immer der Unterbauch. Mit zunehmender Übungspraxis wird das Gefühl für das Bewegungszentrum stärker. Der Körper wird zunehmend wieder als ganzes wahrgenommen, da die Erkenntnis wächst, dass jede Bewegung im Unterbauch beginnt und dort wieder endet. Die Muskeln werden durch das Training gestärkt und gleichzeitig auch gedehnt, so dass Muskelverspannungen sich lösen können.
Die Bewegungen sollen zusätzlich mit der Atmung harmonisiert werden, so dass immer zu den gleichen Bewegungen ein- und ausgeatmet wird. Zwischen den Atemphasen gibt es „Pausen“. Ziel ist es die Atmung nach und nach zu beruhigen. Dadurch werden werden die Bewegungen auch langsam und ruhiger. Das Gefühl für die Bewegung wird durch die ruhige Atmung verstärkt und Sie können besser entspannen. Gleichzeitig nehmen Sie (zu Beginn erst unbewusst) Energie auf. Bei regelmäßiger Übungspraxis, werden Sie dieses „mehr“ an Energie als eine leichte pulsierende Auf- und Abbewegung in ihrem Körper spüren.
In dieser Stufe lernen Sie den gesamten Muskel-/Sehnenapparat zu entspannen.
Die Körperstruktur kann individuell ausgerichtet, bzw. harmonisiert werden. Das Körpergefühl für die Haltung als Ganzes wird stärker. Dieses Gefühl nehmen Sie mit in ihren Alltag, dadurch sind wir nicht mehr so stressanfällig. Sie haben eine Übungsmethodik gefunden und den Alltagsstress schnell und effektiv wieder abzubauen.
Wieso üben Sie zuerst auf der muskulären Ebene?
Die Wirkungsweise der Übungen lässt sich nicht wirklich so differenzieren, aber unsere Wahrnehmung. Da wir mit der Vorstellung von Muskeln und Sehen etwas anfangen können, sind wir dieser Übungsebene als erstes zugänglich.
Muskeln können enorme Kräfte entwickeln. Ein Muskel mit z.B. 6 cm² kann eine Kontraktionskraft aufbringen, die einem Gewicht von 30 kg entspricht.[vergl. R. Wirhed „Sportanatomie Bewegungslehre“, 3.Auflage Schattauerverlag, S. 15] Da ist es verständlich, dass wir die Auswirkungen dieser Kräfte deutlicher spüren, als z.B. die Kräfte der Faszien.
Allerdings wirken sich die Alltagseinflüsse auch auf unsere Gewebestruktur aus. Erst letztens wurde nachgewiesen, dass Stress sich auf die Faszien auswirkt.
Quarks&Co: Rückenschmerzen
Es ist aber auch nachgewiesen, dass es Nervenstränge in den Faszien gibt. Es ist also möglich das Fasziengewebe zu spüren! Das kann allerdings nur gelingen, wenn unser Entspannungszustand tief genug ist.
Die Bewegungen des Luo Han Gong bestehen aus Verdrehungen, Dehnungen und Kräftigungen. Die Hände sollen immer unter großer Spannung gehalten werden, während der Rest des Körpers immer weiter entspannen soll. Durch die Spannung in den Händen wird eine gewisser Grundtonus auf das Bindegewebe gegeben. Gleichzeitig wird durch Entspannung der Muskeltonus immer weiter herabgesetzt. Die Spirlbewegungen und Dehnungen des Luo Han Gong können wirken sich dann auf das Fasziengewebe aus. Es fühlt sich so an , als ob die Faszien in die richtige Position gezogen werden. Die in den Faszien gespeicherten Verspannungen, die uns Schmerzen bereiten, werden durch die Bewegung des Gewebes gelöst.
Ist Ihr Körpergefühl so weit verfeinert, dass sie diese Effekte wahrnehmen, können sie viel früher auf Verspannungen reagieren. Die Verspannungen verfestigen sich erst gar nicht. Das Ergebnis ist ein tieferes Level von Entspannung, auf dem wir wieder neue spannende Dinge in unserem Körper wahrnehmen können!
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