Zen Fitness ist ein neuer Trend aus den amerikanischen Fitnessstudios. Es wird versucht den modernen Fitnessgedanken mit mentalen Entspannungsübungen aus dem Zen Buddhismus zu verbinden. Ziel ist es, den Körper zu trainieren, aber gleichzeitig auch einen Ausgleich zum stressigen Alltag zu schaffen.
Was ist davon zu halten?
Generell finde ich jeden Trend, der Menschen zur Bewegung führt gut! Allerdings sollte man sich im Klaren sein, was man selber möchte und ob das mit dem jeweiligen Angebot zu erreichen ist. Die Kombination aus Entspannung und Fitness finde ich sehr gut, da sie das Potenzial in sich trägt einer sehr reduzierten aber weit verbreiteten Fitnessidee entgegenzuwirken. Der gängige Fitnessgedanke reduziert sich meisten auf die Fettverbrennung und ästhetische Körpermodulation, oder auf die Menge der Gewichte die bewegt werden können. Manchmal hat man den Eindruck, dass viele noch nicht einmal Spaß dabei haben. Sie hetzen nach der Arbeit noch mal eben kurz ins Fitnessstudio, dann schnell nach Hause oder zum Treffen mit Freunden, etc. Warum? Weil es so gemacht wird und ein durchtrainierter Körper gerade in ist. Aber eigentlich schafft das Training nur noch mehr Stress und das Training selber trägt meisten auch noch zur Muskelverhärtung bei, da oft einfach falsch und einseitig trainiert wird. Einfacher und gesünder wäre es dann zu einem Chirurgen zu gehen!
Zen Fitness kombiniert nun Fitnessübungen mit Entspannungsmethoden aus dem Zenbuddhismus. Allerdings kann das nur funktionieren, wenn man sich darauf einlässt und dem Training mit der Entspannung wirklich Zeit einräumt. Mal eben zwischen zwei Terminen trainieren und eine Zenübung praktizieren wird mit Sicherheit nichts an dem Einwegfitnessgedanken ändern und somit keine Früchte tragen. Weiter sollte man sich fragen, wie tief man in die Zenmeditation einsteigen möchte. Zenmeditation ist nicht mal eben so in einem einjährigen Weiterbildungskurs zu lernen. Deswegen widmen die Zen Mönche ihr ganzes Leben der Meditation. Kurz gesagt: Welche Qualifikation ist in diesem Bereich von einem Fitnesstrainer zu erwarten? Vor allem in einer Billigfitnessketten?
In erster Linie sollte sich die Einstellung zur Fitness ändern. Zenfitness meint eigentlich nichts anderes als „Ganzheitliche Fitness“, umfasst also Körper und Geist! Dazu müssen wir uns Zeit nehmen, um bewusst zu trainieren. Es reicht eben nicht aus sich auf das Spinnigbike zu schwingen, danach an die Hanteln um sich dann noch eben 10 Minuten in den Raum mit der Klangschalenmusik und Räucherstäbchen zu setzen, um sich zu entspannen. Das wird nicht funktionieren. Wir müssen lernen auf unseren Körper zu hören und unser Körpergefühl zu entwickeln. Wir brauchen Übungen, die unsere muskulären Verspannungen lösen und gleichzeitig die Muskulatur stärken. Eingeklemmt in eine Fitnessmaschine wird man keinen Erfolg haben. Krafttraining sollte funktional sein und den Entspannungsgedanken in die Übung integrieren. Je besser wir bei diesen Kraftübungen entspannen können, desto mehr trainieren wir auch unser Fasziengewebe. Unsere Aufmerksamkeit sollte auf unseren Körper und das korrekte Ausführen der Übung gerichtet sein. Wir müssen lernen während der Bewegungen in unseren Körper zu spüren. Das wird nicht gelingen, wenn wir uns dabei unterhalten oder unseren Gedanken nachhängen. Dazu brauchen wir genaue „Beobachtungsaufträge“, die uns auf die richtigen Aspekte der Bewegung stoßen. Diese Beobachtungsaufträge werden in den „Entspannungsübungen“ ( Der Begriff reicht bei weitem nicht aus, um die Übungen zu beschreiben. Eigentlich geht es hier um Qi Gong Übungen) vermittelt.
Zusätzlich müssen wir auch aufhören uns mit anderen zu vergleichen. Es kommt nicht darauf an, wer am meisten Gewichte stemmt, am längsten auf dem Rad sitzt, … Wir müssen weg von dem Sportgedanken „schneller, höher und weiter“, da dieser den Vergleich mit anderen impliziert. Siehe auch: Warum wir trainieren! Wir müssen lernen uns auf unseren Körper zu konzentrieren, um ihn wahrzunehmen, bevor er uns Schmerzen bereitet. Diese Aufmerksamkeit können wir dann mit in unseren Alltag nehmen. Training und Alltag verschmelzen sich somit immer mehr und wir lernen wechselseitig zu profitieren.
Gezielte Entspannungsübungen helfen uns unseren Geist zu beruhigen, um ihn dann auf unseren Körper zu fokussieren. Andere Meditationsübungen helfen uns unsere Emotionen zu klären, um tiefer in die Entspannungen eintreten zu können. Ob diese Übungen aus dem Buddhismus, Daoismus, etc. kommen spielt keine Rolle. Die Authentizität der Übungen und die Qualität der Vermittlung sind entscheidend. Vor dem Hintergrund der Körperfitness ist zu dem wichtig, wie gut die Entspannungsübungen auf die Kraftübungen abgestimmt sind. Es kommt also, wie so oft, auf das Gesamtpaket an. Ein sinnloses Aneinanderreihen von Übungen wir nicht das bringen, was leider so oft versprochen wird.
Neben traditionellen buddhistische oder daoistische Übungssysteme bieten die traditionellen Kampfkünste eigentlich eine gute Grundlage für diese Sicht von Fitness, da sie natürlich viele dieser klassischen Übungssysteme aus den entsprechenden Klöstern integriert haben. Leider steht bei viele Schulen und vielen Praktizierenden allerdings die Kampftauglichkeit bzw. die Kampffähigkeit im Vordergrund. Ob ich mich auf sportliche Wettkämpfe, Freefighttuniere oder Formenwettmämpfe vorbereite spielt dabei keine Rolle, denn der Wettkampf, also der Vergleich mit anderen, steht im Vordergrund. Nach und nach wird genau dieser Vergleich aber zu unserem Trainingsziel. Wir möchten besser sein als andere. Somit ist ein großer Teil unseres Fokus auf genau diesen Vergleich ausgelegt und nicht mehr auf unser Körpergefühl.
Unser Training sollte absichtslos sein und einfach nur Spaß machen! Wir, also unser Körper und unsere „Seele“ sollten im Vordergrund stehen! Nicht irgend ein Vergleich, ästhetische Ziele oder die Fettverbrennung sollte uns wichtig sein, sondern unsere ganzheitlich Entwicklung. Genau diese Idee wird aber in buddhistischen und daoistischen Tempeln praktiziert! Also wieso nicht von diesen alten, aber sehr bewährten Methoden profitieren?!
Keine Angst, wir müssen jetzt nicht zu Nonnen oder Möchen werden um einen ganzheitliche Fitnessidee zu verfolgen. Es gibt genügend Übungssysteme, die außerhalb von Klöstern unterrichtet werden. Natürlich haben diese Methoden auch unterschiedliche Schwerpunkte, aber es gibt auch Systeme, die körperlich sehr kräftigend sind und trotzdem zur Entspannung führen. Ein Beispiel für so eine Methode ist Luo Han Gong System aus dem Schaolintempel. Kurz beschrieben handelt es sich dabei um Eigengewichttraining, welches auch die Körperkoordination schult. Durch eine bewusste Atemführung wird der Köper zur Entspannung geführt und die Bewegung mit der Atmung harmonisiert. Die Gedanken werden somit automatisch auf die Bewegung fokussiert.
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Diese klare, sehr auf das wesentliche reduzierte Idee von Fitness braucht keine Geräte, Maschinen oder besondere Kleidung. Es kann überall und jederzeit trainiert werden. Deswegen wird diese Idee von Training immer populärer, wie zum Beispiel die Workouts von Al Kavadlo und Ido Portal zeigen. Weg von der Kommerzialisierung, dafür hin zum ehrlichen Spaß an Bewegung und dessen Perfektionierung. Die eben genannten Beispiele zeigen auch, dass es nicht immer gleich mit Buddhismus oder Daoismus zusammenhängen muss, aber diese sehr absichtslosen Trainingsmethoden passen sehr gut zu den „Workouts“ aus den Kölstern!
Also geht raus aus den Fitnesstudios an die frische Luft! Sucht nach Trainingsmethoden, die eine ganzheitliche Idee verfolgen und nicht den sportlichen Vergleich in den Vordergrund stellen, sondern nur den reinen Spaß an Bewegung! Trainiert absichtslos und das täglich, am besten: immer und überall!
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