Um Bewegung lernen zu können, brauchen wir die richtige Idee von Bewegung! Die Idee bestimmt die Tiefe des Verständnisses von Bewegung, das wir erreichen können.
Beispiel:
1. Wenn die Idee ist Bewegung und Vorstellung zu kombinieren, dann wird es sehr schwer ein tieferes Verständnis zu bekommen, es sei denn, meine Idee verändert sich.
2. Wenn die Idee aber ist die Vorstellung, alle Sinne auf die Bewegung zu konzentrieren um den Energiefluss zu spüren, zu verstehen um die Bewegung dem Energiefluss anzupassen, dann wird mein Verständnis von Bewegung ein ganz anders.
Wenn Idee 1 für mich 100% sind, erreiche ich vielleicht irgendwann 90 %. Wenn Idee 2 für mich 100 % bedeuten, erreiche ich evt. nur 80 %. Aber diese 80% bedeuten ein weit tieferes Verständnis von Bewegung, als die 90% von Idee 1.
Aber nur eine Idee von Bewegung reicht nicht aus, sondern wir brauchen auch eine passende Methode.
Idee und Methode müssen also kompatibel sein!
Die Idee von Bewegung:
Das Konzept der natürlichen Bewegung
Was ist eine natürliche Bewegung?
Unter einer natürlichen Bewegung verstehe ich das natürliche Zusammenspiel von Körper, Geist und Energiefluss. Der Geist veranlasst die Bewegung, die Energie fließt und der Körper folgt dem Energiefluss. Es entsteht ein kontinuierlicher Bewegungsfluss, der nur durch eine bewusste Entscheidung unterbrochen wird. Die äußere (Bewegung des Körpers) und die innere (der Energiefluss) Bewegung sind in Harmonie.
Fehlt die Harmonie, kommt es zu Dysbalancen zwischen innen und außen.
Beispiel:
Wenn ich bei einer Drehung aus dem Gleichgewicht komme, kann eine falsche Haltung die Ursache sein. Der Körper ist zum Beispiel zu weit nach vorne gebeugt. Ich habe also eine Dysbalance in der äußeren Struktur. Bei der Drehung entsteht dann ein Drehmoment, welches mich aus dem Gleichgewicht bringt. Bin ich aber in der Haltungskorrektur schon recht weit fortgeschritten, so liegt die Ursache woanders. Eine mögliche Ursache könnte dann sein, dass ich die äußere Bewegung zu sehr forciere. Ich folge also nicht mehr dem Prinzip der Natürlichkeit. Das kann dazu führen, dass die Energie, aufgrund des Bewegungsflusses der vorherigen Bewegung auf dem Weg nach oben ist, ich mich aber jetzt unbedingt drehen will. Es entsteht eine Dysbalance zwischen der inneren und der äußeren Bewegung und ich verliere das Gleichgewicht.
Spüre ich aber den Energiefluss und verstehe ihn, dann muss ich „nur noch loslassen“. Das Dan Tien bewegt mich dann. Kann ich das Wu Wei Prinzip (Handeln durch Nichthandeln) umsetzen, so wird meine Bewegung natürlich.
Die innere Bewegung, also der Energiefluss, lässt sich natürlich auch wieder unterteilen, bzw. verfeinern. Sonst wäre das alles ja zu einfach. „Der Energiefluss“ findet auf mehreren Ebenen statt. Energie fließ durch Gewebeschichten, Meridiane und durch Knochen. (vergl. Die 5 Stufen des Körpergefühls und Entspannung)
Wie können wir aber zur Natürlichkeit zurückfinden?
Im Fokus der Methode steht der Körper. Als „Anfänger“ identifizieren wir den Körper immer mit dem äußeren Körper, also das was wir anfassen können. Je tiefer wir in diese ganze Materie eindringen, können wir noch viele weitere Ebenen des Körpers wahrnehmen und erkennen, dass alles nur Energie in verschiedenen Zuständen ist.
Aber als erstes steht für uns der „äußere Körper“ im Vordergrund. Auf dieser Ebene müssen wir die folgenden Aspekte umsetzen:
Äußere Körper:
- Koordination der Extremitäten
- Bewegungsgefühl entwickeln
- Gefühl für die Haltung/Struktur entwickeln
Haben wir das einigermaßen geschafft, können wir uns nur weiterentwickeln, wenn wir den Fokus auf die folgenden Aspekte lenken:
Ruhe und Entspannung:
Der Köper muss entspannt und der Geist ruhig sein! Der Geist darf sich also während der Übung nicht mit dem „Tagesgeschäft“ befassen. Wir sollen nicht denken. Der Geist muss wach und aufmerksam sein, für das was in unserem Körper passiert.
Energie:
Je besser wir unseren Körper und Geist spüren und beruhigen können, desto besser können wir den Energiefluss in unserem Körper spüren und verstehen.
Die Natürlichkeit erreichen wir dann, in dem wir einfach nur noch „loslassen“ und Bewegung passieren lassen.
Diese Methode folgt dem Prinzip „10000 Gedanken durch einen zu ersetzen, um diesen dann loszulassen“.
Denn unser Geist braucht Beschäftigung! Wir sind es gewohnt zu denken und können gar nicht „nichtdenken“. Lernen wir äußere Bewegung neu, so müssen wir all die oben genannten Punkte umsetzen. Als Anfänger haben wir damit körperlich (körperliche Anstrengung) und geistig (Bewegung verstehen) sehr viel zu tun. Nach und nach werden uns die Bewegungen immer vertrauter, so dass wir kaum noch über die Bewegung nachdenken müssen. Also können wir unseren Geist nach und nach auf die Haltungsprinzipien konzentrieren. Körper und Geist haben etwas zu tun. Was kommt aber danach? Haben wir dann keine weitgreifende Idee von Bewegung und wenn wir dann unseren Geist nicht beruhigen können um mehr zu spüren, werden wir auch nicht mehr verstehen.
Vielleicht haben wir ja die richtige Idee von Bewegung, aber leider greift die Methode nicht weit genug, um die Idee umsetzten zu können. Dann wird unser Geist immer mehr ins deuten und beurteilen übergehen. Er bekommt ja durch das regelmäßige Üben immer mehr freie Kapazitäten. Je besser wir die äußeren Aspekte umsetzen können, desto freier wird unser Geist. Wir hören und lesen dann viel über die Theorie vom Kampf, von Energie, … um uns weiterzubilden. Allerdings „verkopfen“ wir dann die Bewegung immer mehr, statt sie zu spüren. Wir reden mehr über Bewegung, Energie, usw. statt aufmerksam zu üben. Unser Verständnis von Bewegung kann nur dann vertieft werden, wenn wir es schaffen den „einen Gedanken“, also z.B. den Gedanken an die Haltung, oder die Korrektheit der Bewegung, … loszulassen, um nur noch wach und aufmerksam passiv zu beobachten was in unserem Körper passiert. Sobald wir anfangen zu deuten, also z.B. uns fragen „war das gerade eben Energie“, usw. wird unser Geist wieder unruhig. Dem unruhigen Geist verschließt sich aber das, was in unserem Körper geschieht. Weiter gedacht: Dem unruhigen Geist verschließt sich auch das, was um uns herum geschieht. Aus Sicht der Kampfkunst ist das wiederum gefährlich, da wir dann meisten zu spät mitbekommen, dass ein Angriff droht.
Wie wir die drei körperlichen Aspekte umsetzen können, werde ich in einem weitern Artikel beschreiben. Ebenso, mit welcher Methode wir unsere Geist beruhigen können.
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